Mittwoch, 6. März 2013

Zwei Zitate um den Fall des Menschen


"Ein profundes und verborgenes Mysterium ist der Fall des Menschen. Es ist für den Menschen beinahe unmöglich, ihn mittels seiner eigenen Kräfte zu begreifen. Dies liegt daran, daß eine Folge des Sündenfalles die geistige Blindheit ist, die den Verstand daran hindert, die Tiefen und die Finsternis des Gefallenseins zu erkennen. Unser gefallener Zustand erscheint täuschend als ein Zustand des Triumphes, und das Land des Exils scheint einen außergewöhnlichen Spielraum für Fortschritt und Vergnügen zu bilden. Allmählich enthüllt Gott dieses Mysterium jenen Asketen, die Ihm ernsthaft und mit ihrer ganzen Seele dienen. Was für ein verändertes Bild, Brüder, und wie grauenhaft ist der Anblick, den wir erschauen, wenn uns dieses Mysterium enthüllt wird! Wenn durch göttliche Führung die Abgründe der Hölle in den Tiefen der Herzens offengelegt werden!" 

Bischof Ignatij Brjančaninov (1807-1867), The Arena, Kapitel 40, zitiert von "Der schmale Pfad", Band 35, Seite 27

"Diese Erfahrung des Wesens der Sünde in der eigenen Person ist die Voraussetzung für ein wahres spirituelles Bewußtsein. Ohne diese Erfahrung ist ein authentisches spirituelles Leben nich möglich, da das eigene Selbstbild, hinter dem sich subtiler Hochmut verbirgt, jene wahre Reue (gr. metanoia, Umkehr, Gesinnungsänderung) verhindert, ohne die es keine wirkliche Erfahrung der erlösenden Gnade Gottes geben kann. Dies ist auch der entscheidende Unterschied zwischen einem ethisch verstandenem Christentum, wie es in den westlichen christlichen Richtungen vorherrscht, und dem spirituellen, wie es in der Tradition der Heiligen Väter des Ostens, der Philokalia und dem lithurgisch-sakramentalen Leben der Orthodoxie verstanden wird. Mit dem ersteren kann man in der ganzen Welt "Kreuzzuge gegen das Böse" führen und dabei die Augen vor der Sünde im eigenen Herzen verschließen, das letztere richtet den Blick auf das eigene Herz, findet darin die "Wurzel aller Übel" und beginnt den dreigliedrigen Pfad der Läuterung, Erleuchtung und Vergöttlichung zu beschreiten.
(...)das Ergebnis  der ersteren [Auffassung] ist ein ethisch hochstehender Mensch, ein "guter Mensch", der dennoch in subtiler Verblendung über die eigene Identität lebt, das Ergebnis des letzteren ist der Heilige."

Dieses zweite Zitat ist ebenfalls aus: "Der schmale Pfad", Band 35, Seite 27-28 entnommen.

Dieser Band handelt ausschließlich von den Neumärtyren und Bekennern in Rumänien unter dem Kommunismus.